Nachwuchswissenschaftler*innen der Leuphana diskutieren über studentische Partizipation

In angenehmer und wertschätzender Atmosphäre haben Nachwuchswissenschaftler*innen¹ und ich über studentische Partizipation in der Lehre diskutiert. Dabei war ich überwiegend mit einer Haltung konfrontiert, die ich bei Menschen mit Lehrerfahrung schon sehr oft wahrgenommen habe:

Wie kann man Studierende überhaupt zur Beteiligung motivieren?

Ich habe versucht, in der Diskussion hierauf Antworten zu finden.

1. Student*innen müssen das Gefühl haben, tatsächlich beteiligt zu sein.

Wenn Student*innen das Gefühl haben, auf ihre Wünsche und Anregungen sofort Gegenargumente der*des Lehrenden zu erhalten, resignieren sie vermutlich sehr schnell. Besonders, wenn sie das Gefühl haben, ihre Wünsche müssen mit Argumenten gestützt werden, die es inhaltlich, fachlich, rhetorisch usw. mit einer*m Lehrenden aufnehmen können.

2. Student*innen müssen von diesen Entscheidungen auch direkt profitieren.

Oftmals werden Student*innen erst im Anschluss an die Vorlesungszeit partizipativ eingebunden und sollen Verbesserungsvorschläge machen. Das findet dann in Form von Lehrevaluationen oder von Qualitätszirkeln oder in ähnlichen Formaten statt. Die hier diskutierten Vorschläge kommen dann allerdings nicht den Student*innen zu gute, die diese Vorschläge gemacht haben, sondern denen, die die gleiche Veranstaltung in späteren Semestern belegen. Und es ist dann fraglich, ob jüngere Kohorten diese Veränderungen überhaupt als positive Veränderungen wahrnehmen. Unter Umständen sammeln dann beide Studierendenkohorten und der*die Lehrende negative Partizipationserfahrungen.

3. Partizipation muss regelmäßig geübt werden.

Über den „richtigen“ Umgang mit studentischer Partizipation in der Lehre, scheint es bei allen Beteiligten viele Annahmen und auch Vorbehalte zu geben. Das liegt vermutlich unter anderem daran, dass wir von Aushandlungsprozessen sprechen, die einem nicht in die Wiege gelegt werden (oder werden sie wieder verlernt?). Sowohl Lehrende als auch Studierende müssen ihre eigene Haltung zur Partizipation erst ausloten. Partizipation ist ja kein binärer Zustand, der entweder erfüllt ist oder nicht. Es gibt verschiedenste Partizipationsstufen und verschiedenste methodische und didaktische Formate, die Partizipation ermöglichen oder einfordern. Damit diese dann in der Realität auch funktionieren können, braucht es eben auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Das Üben und mehrfache Erleben von Partizipation kann diese Sicherheit schaffen.

Im Verlauf der Diskussion kamen noch weitere Ansätze und Fragen auf, die ich in späteren Blogbeiträgen ausführen werde. Zum Beispiel wurde ich mit der Behauptung konfrontiert, dass „Student*innen nicht an Entscheidungen beteiligt werden sollten, die die didaktische Gestaltung betreffen“.

Ich danke den Organisatorinnen für die Einladung und die Möglichkeit zur Teilnahme. Das Format war ein sehr gutes Beispiel, wie man gut über das Thema studentische Partizipation in der Lehre diskutieren kann. Ich würde mich freuen, diese Diskussionen im Rahmen des Partizipationslabors weiter führen zu können. Alle Teilnehmer*innen von gestern sind dazu herzlich eingeladen.


¹Die Veranstaltung fand im Rahmen des Zertifikats LEUPHANA.LEHRE.LERNEN: PLUS statt.