Seit einiger Zeit hört man an den Hochschulen von Online-Kursen – ob in der Weiterbildung oder im Kleinen als Ergänzung in einer Lehrveranstaltung. Das Team vom Podcast „Bits & Bildung“ des Hochschulforums Digitalisierung hat in ihrer ersten Folge „Einschreiben bitte! Online lernen mit MOOCs“ dieses Phänomen untersucht und ich muss sagen, dass ich begeistert bin:

Lernen von zu Hause und mit eigener Zeiteinteilung. Für die, die tagsüber zu Hause Ruhe haben und Raum haben, das zu nutzen: ein Traum. Klar, manche argumentieren, dass sie den Druck von außen brauchen, sich zum Lernen motivieren zu können, aber in diesem Fall wäre es denke ich zuerst einmal erforderlich, zu überlegen, wie es kommt, dass man bei manchen Aktivitäten (selbst wenn es Musik machen, Computer spielen o.Ä. ist) leidenschaftlich entflammt und bei solchen, die das eigene Leben zentral beeinflussen wie das Erlernen eines Berufes, nicht.

Besonders die freie Zeiteinteilung dürfte im Angesicht der steigenden Diversität der Studierenden ein Vorteil sein und Partizipation fördern (wobei dann sehr genau untersucht werden muss, in welcher Weise Studierende dann, beispielsweise bei der Erstellung der Lehrmaterialien, mitgestalten) – ob für Eltern mit Kindern, Angehörige Pflegende oder anderen Verpflichtungen und Eigenschaften, die schnell zu (gesellschaftlichen) Behinderungen werden können oder es schon sind. Im Podcast wurde gleich zu Anfang auch die aktuelle Überfüllung der Lehrveranstaltungen genannt und dass MOOCs durch die Verlagerung der Lehre in das außerhochschulische Leben der Teilnehmenden zu Einsparzwecken missbraucht würden – darauf muss man sicher achten, aber dieser nicht zur Frage der didaktischen Sinnhaftigkeit der Lehrform gehörende Aspekt muss auf politischer Ebene geklärt werden.

MOOCs unterscheiden sich von sonstigen offenen Online-Bildungsangeboten insbesondere dadurch, dass sie einen festen Start- und Endtermin haben und meist – neben den eigentlichen Lehrvideos – ein Forum bereitstellen, in dem die Teilnehmenden sich austauschen und diskutieren. So können viele Fragen bezüglich des Kurses in der Gruppe und für alle sichtbar geklärt werden, die Teilnehmenden können sich vernetzen und auch über den Kurs hinausgehende Anregungen werden dokumentiert. Manchmal gibt es auch noch Lernspiele wie Quizze, die ermöglichen den eigenen Lernstand zu checken.

Nachteile gibt es allerdings auch: da es keine Anwesenheitspflicht gibt, ist schwer festzustellen, wer welche Fähigkeiten erlernt hat – das Problem besteht aber bei nicht online durchgeführten Lehrveranstaltungen auch. Insbesondere bei wenig anregend gestalteten Lehrvideos wird sich wahrscheinlich das nebenher laufen lassen des Videos, ohne voll dabei zu sein, öfters einstellen. Dazu können Dozierende ab einem bestimmten Nachfrageaufkommen, beispielsweise bei Teilnehmendenzahlen über 1.000, kaum mehr darauf eingehen – das gilt aber für größere Vorlesungen auch.

Nicht zu letzt kann ein Online-Kurs die unmittelbare Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden nicht ersetzen. Auch wenn Lehrende gegenüber vielen Lernenden dozieren, nehmen sie normalerweise immer in irgendeiner Weise Bezug auf diese – selbst, wenn es nur der schläfrige Eindruck ist, den sie machen. Das fällt beim Video weg und engt den Raum für lernbedürfnisorientierte Interaktion ein.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns vorgenommen auf unserem nächsten Partizipationslabor am 5. Dezember die Auswirkungen von digitalen Tools auf die studentische Partizipation in der Lehre näher zu untersuchen, wozu wir euch schonmal herzlich einladen wollen.