Fabian Wagner schrieb ein Buch über das Thema Hochschullehre und verfolgt damit das Ziel, etwas Anderes zu publizieren als „lange Methodensammlungen und Anleitungen“. Er versteht sein Buch eher als einen Wegweiser für Lehrende. Mehr als ein Wegweiser kann es auch gar nicht sein, denn Fabian Wagner selbst ist kein Lehrender, er zieht seine Schlüsse aus der Leitung von Tutorien während seines Studiums und aus einer Tätigkeit als Nachhilfelehrer. Er nennt hierbei den Vorteil, dass er so nicht an sogenannter „Betriebsblindheit“ leide. Für mich ist es fraglich, ob jemand mit kaum eigener Lehrerfahrung einen Ratgeber für Lehrende schreiben kann. Die Hinweise sind theoretisch kaum fundiert und die Umsetzbarkeit der Tipps ist nicht erprobt.

Nichtsdestotrotz finde ich, dass einige Hinweise aus dem Buch für einen ersten Anstoß zur Reflexion von Lehrveranstaltungen gut sind, was ich allerdings nur aus meiner Rolle als Studentin heraus beurteilen kann. Deshalb werde ich meine Meinung zu einigen von Wagner gemachten Äußerungen, vor allem die, die sich mit Partizipation in Verbindung bringen lassen, aufschreiben.

Wer Partizipation in seine Lehre einbauen möchte, kann in dem Buch einige Denkanstöße erhalten. Es wird zwar (außer ich habe es übersehen) nicht direkt das Wort „Partizipation“ genutzt, aber trotzdem lassen sich Aspekte von Partizipation in dem Buch finden. Diese Aspekte haben fast immer die Intention, dass Lehre sowohl für Studierende als auch für Lehrende spannender und effektvoller wird und zeitgleich mehr Spaß macht. Seit einiger Zeit arbeiten wir schon an dem Thema studentische Partizipation in der Hochschullehre, aber wir haben bisher wenig Literatur dazu gefunden. Falls jemand von unseren Leser*innen Literaturvorschläge für uns hat, freuen wir uns jederzeit über Hinweise.

Ich habe mich gefreut, dass das Buch  (zwar indirekt) das Thema studentische Partizipation beinhaltet.

Fabian Wagner geht von der Grundannahme aus, dass Lernprozesse durch positive Emotionen verbessert werden und beruft sich dabei auf die Arbeit des Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther. Ohne mich näher mit der Arbeit von Hüther befasst zu haben (die Arbeit wird im Buch auch nicht näher beschrieben), stimme ich dieser Aussage zunächst einmal zu. Ich würde schon sagen, dass ich in Lehrveranstaltungen, in denen ich positive Emotionen verspürte, mehr gelernt habe als in anderen Veranstaltungen. Die positiven Emotionen wurden bei mir z. B. durch Interesse am Thema, eine anschauliche Lehrmethode des Lehrenden oder auch durch einen persönlichen Lernerfolg hervorgerufen.

Die Wichtigkeit von Kommunikation zwischen Teilnehmenden in Lehrveranstaltungen wird von Fabian Wagner betont, was ich ebenfalls aus meinen Erfahrungen heraus unterstütze. Ich denke, dass Kommunikation für eine angenehme und gute Atmosphäre sorgen kann (was sich wiederum mit den positiven Emotionen in Verbindung bringen lässt) und einen Austausch auf Augenhöhe ermöglicht. Der Autor plädiert dafür, dass bereits zu Beginn des Semesters ein Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden passiert, bei dem sich beispielsweise über Hintergründe, Vorerfahrungen und Wünsche ausgetauscht wird. Ich denke, dass dieser Austausch einen ersten Anstoß für eine gute Kommunikation in der Veranstaltung bietet, habe es allerdings auch schon erlebt, dass am Anfang der Veranstaltung solch ein Austausch stattfand, danach allerdings keine weitere nennenswerte Kommunikation vonstattenging.

Zum Thema der Kommunikation passt auch, dass Fabian Wagner Lehrenden dazu rät, die Studierenden nach ihren Meinungen zu neuen Methoden in der Veranstaltung zu fragen. Dies habe ich selber noch nicht miterlebt, könnte es mir aber ganz gut vorstellen, denn Feedback kann ja auch einfach mal zwischendurch zu bestimmten Methoden gegeben werden und muss sich nicht immer auf die komplette Veranstaltung beziehen oder kann nur am Ende gegeben werden. So würde ich mich als Studentin ernstgenommen fühlen und hätte die Möglichkeit, die Veranstaltung partizipativ zu beeinflussen, falls mir etwas nicht gefällt.

Wagners Buch steckt voller kleiner Ansätze, die mit unserem Partizipationsansatz übereinstimmen. In diesem Blogbeitrag sind davon natürlich noch nicht alle Ansätze aufgegriffen. Bei dem Buch sollte nicht mit einem großen theoretischen Fundament oder mit Hinweisen eines Autors mit viel eigener Lehrerfahrung gerechnet werden, sondern eher mit einem praktischen Wegweiser.

Falls Du das Buch auch gelesen hast und mir deine Meinung darüber mitteilen möchtest, freue ich mich über jeden Kommentar unter diesem Beitrag. Jede*r, der*die meine hier beschriebenen Erfahrungen ergänzen möchte, ist ebenfalls herzlich dazu eingeladen, einen Kommentar zu verfassen.