In einem Workshop von Arbeiterkind.de wurden die Mitarbeitenden des Universitätskollegs für Themen und Problemlagen von ErstakademikerInnen sensibilisiert. Ebenfalls reflektierten wir unsere eigenen Bildungswege.

Vorstellung von Arbeiterkind.de

Arbeiterkind.de ist eine Initiative, die Personen aus nichtakademischen Hintergründen im Studium unterstützt. Die Unterstützung gestaltet sich z. B. als offene Treffen, Sprechstunden oder auch Mentoringangebote. Weitere wichtige Aspekte sind der Erfahrungsaustausch, ein Info-Telefon und Informationsveranstaltungen. Die Angebote werden zumeist von ehrenamtlichen Mitarbeitenden durchgeführt.

Hintergrund für die Arbeit der Initiative ist, dass die familiären Hintergründe von Studierenden entscheidend für die Studienentscheidung von jungen Menschen sind. So beginnen weniger Studierende aus nicht-akademischen Familien ein Studium als Studierende aus Akademikerfamilien. Außerdem werde die soziale Auswahl an den Hochschulen weiter aufrecht erhalten, indem Kinder von AkedemikerInnen höhere Abschlüsse erreichen als Kinder von Nicht-AkademikerInnen (Arbeiterkind Jahresbericht 2018, S. 8).

Diskussion um Unterschiede

Generell ist es meiner Meinung nach nicht immer nötig, Studierende aus Akademikerfamilien und aus Nichtakademikerfamilien zu unterscheiden. Eine absichtliche Unterscheidung sollte sogar vermieden werden. Die Studien und die im Workshop geschilderten Erfahrungen zeigen allerdings, dass es doch Unterschiede gibt. Dabei ging es in den Diskussionen im Workshop häufig um finanzielle Themen und die Unterstützung und Rückhalt durch die Familie. Das generelle Wissen um Möglichkeiten vom Studium und Kenntnisse über den Ablauf und die Voraussetzungen eines Studiums wurden ebenfalls genannt.

pixabay/anemone 123

Wie kann studentische Partizipation ErstakademikerInnen unterstützen?

Ich stellte mir die Frage, wie studentische Partizipation in der Hochschullehre Studierende aus nicht-akademischen Hintergründen bei einem erfolgreichen Studium unterstützt werden können.

Die Kommunikation und der Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden kann meiner Meinung nach einen guten Ansatz dafür darstellen, dass Hindernisse für Studierende gemindert werden. Über dieses Thema sprechen wir auch in einer Folge unseres Podcasts. Es kann dazu kommen, dass die Lehrenden für bestimmte Themen sensibilisiert werden oder dazu ermutigt werden, über ihre eigenen Erfahrungen zu berichten. Probleme können so besser erkannt und offen angesprochen werden. Der Austausch zwischen Studierenden und Dozierenden ist fester Bestandteil unserer Definition von studentischer Partizipation.

Wenn die Argumentation von Arbeiterkind.de konsequent weiter gedacht wird, kann davon ausgegangen werden, dass ErstakademikerInnen das partizipative Einbringen in  Lehr-Lern-Veranstaltungen häufig schwerer als ihren Mitstudierenden fällt.  So könnte es vorkommen, dass Studierende aus nicht-akademischen Familien sich, vor allem zu Anfang ihres Studiums, nicht trauen, sich in den Veranstaltungen zu beteiligen. Das sollte ebenfalls immer bedacht werden.

Was können Lehrende tun?

Dies kann beispielsweise durch Sprache passieren: Lehrende sollten am besten in den ersten Semestern eine weniger akademische Sprache verwenden, damit ErstakademikerInnen keine Vorbehalte verspüren, sich in der Veranstaltung zu beteiligen. Des Weiteren sollten implizite Erwartungen der Lehrenden klar formuliert werden, damit alle Teilnehmenden wissen, was erwartet wird. Solche implziten Erwartungen können vielfältig sein, wie beispielsweise der Unterschied zwischen Seminaren und Vorlesungen und die jeweiligen Erwartungen, die daran geknüpft werden.

Im Workshop teilten wir die verschiedenen Ansätze, wie Hürden und Probleme von ErstakademikerInnen minimiert werden können, in drei Ebenen auf: die diskursive, die institutionelle und die individuelle Ebene. Der zuvor angesprochene Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden passt hier in die diskursive Ebene, indem Räume geschaffen werden, um über das Studium zu sprechen. Auf der institutionellen Ebene wurde die Qualifizierung von Lehrenden angesprochen. Feedbackprozesse wurden für die individuelle Ebene genannt. Dieses Feedback kann beispielsweise durch Lehrende auf Leistungen der Studierenden bezogen sein, oder auch Feedback von Studierenden an Lehrende beinhalten. Feedback ist, so fanden wir auf den Veranstaltungen unseres Projektbereichs heraus, ebenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil von studentischer Partizipation.

Einen Beitrag zum Abbau von Hindernissen und Hürden von Studierenden aus nicht-akademischen Hintergründen können die Ansätze von studentischer Partizipation in der Hochschullehre also leisten. Dabei sollte allerdings beachtet werden, dass ErstakademikerInnen häufig besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt sind, die sich auch auf studentische Partizipation auswirken können.

Wir freuen uns in den Kommentaren über Erfahrungen von ErstakademikerInnen oder von Lehrenden. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht oder vielleicht auch gänzlich andere? Wir sind gespannt!