Alexa Böckel war Digital Changemakerin beim Hochschulforum Digitalisierung und hat versucht, die Stimme der Studierenden bei der Digitalisierung der Hochschulen zu sein. Wir haben sie dazu interviewt.

Alexa, du warst beim Hochschulforum Digitalisierung tätig. Was ist das genau?

Das ist ein vom BMBF gefördertes Projekt des Stifterverbandes, des Centrums für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz und es soll ein Netzwerk von deutschen Hochschulen und Universitäten sein, das sich mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzt. Dafür finden regelmäßig Konferenzen statt – beispielsweise war vor einigen Wochen die „HFDcon“, das Netzwerktreffen und im Dezember findet eine Konferenz zur internationalen Strategiebildung zum Thema Digitalisierung mit dem Titel „Strategies beyond borders“ statt. Dazu gibt es thematische Arbeitsgruppen sowie Angebote zur Strategieberatung für Hochschulen. Der organisatorische Kern ist eine Mattermost-Chatgruppe, wo sich Menschen, die in dem Feld aktiv sind, austauschen. Bisher läuft die Projektfinanzierung 2020 aus und aktuell wird darüber gesprochen, wie es danach weitergehen soll.

Du warst dort „Digital Changemaker“. Was hast du in dieser Funktion genau gemacht?

Das BMBF und das Hochschulforum Digitalisierung wollten Studierende besser einbeziehen und haben daraufhin einen Call for Participiation ausgeschrieben. Auf diesen sollten sich Studierende für die Arbeitsgruppe der „Digital Changemaker“ bewerben. Das habe ich gemacht. Darauf habe ich mit 12 Menschen ein Jahr in dieser Gruppe gearbeitet. Dadurch, dass wir keine Vorgaben hatten – weder für die Zielstellung noch für den Arbeitsmodus – konnten wir alles selbst festlegen. Das Ergebnis war letztendlich die Durchführung einer Studie zu den Bedürfnissen von Studierenden zu digitalen Tools, zu denen wir ein Thesenpapier veröffentlicht haben, welches online zur Verfügung steht. Dort haben wir formuliert, welche Aspekte relevant sind und welche Kriterien beachtet werden müssen bei der Digitalisierung von Hochschulen und wie Digitalisierung Partizipation unterstützen kann. Dazu ist aktuell noch ein Wertepapier zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Arbeit. Wir haben zwei Beiträge im Synergie-Magazin veröffentlicht, waren auf Konferenzen und haben Sammelband-Beiträge für einen Konferenzband geschrieben, der 2020 veröffentlicht wird. Dabei haben wir auf den verschiedenen Veranstaltungen, auf denen wir unterwegs waren, versucht, die Stimme der Studierenden darzustellen. Dies hat natürlich so nur eingeschränkt funktioniert, da wir weder politisch gewählt, noch so divers waren, dass wir sagen konnten, wir können das gesamte Spektrum abbilden.

Welches Gewicht hatte dabei das Thema studentische Partizipation in der Hochschullehre?

Wir haben uns grundsätzlich mit der Rolle von digitalen Tools auf verschiedenen Ebenen beschäftigt, aber weniger mit der didaktischen Einbindung solcher Tools im Lehrraum. Dabei hatten wir eher eine kritische Perspektive: Wenn digitale Tools eingesetzt werden, dann soll das so geschehen, dass sie die Interaktion erhöhen und keine Menschen ausschließen. Dazu muss die Lehre auch ohne vonstatten gehen können. Insoweit haben wir uns mit studentischer Partizipation hauptsächlich im Gesamt-Hochschulkontext beschäftigt und fordern, dass Studierende auf allen Ebenen und ebenso in der Lehrvorbereitung und -gestaltung partizipieren können sollen.

Hattest du mit dem Thema in deinem Studium auch schon Berührungspunkte?

Ja, auf unterschiedlichen Ebenen: Ich war Mitglied des Studierendenparlaments der Leuphana Universität Lüneburg für die Liste campusgrün sowie locker assoziiertes AStA-Mitglied. In einem Seminar haben wir zwei Jahre selbstorganisiert gearbeitet, wo wir in die Lehrvorbereitung eingebunden waren. Dort schien mir das Konzept der Lehrperson aber eher: „Damit ich keine Arbeit damit habe, organisiert das mal selber“. Insoweit würde ich sagen, dass ich sowohl positive als auch negative Erfahrung mit studentischer Partizipation auf politischer sowie auf Lehrformat-Ebene habe.

Was geschieht nun weiter mit den Ergebnissen aus deiner Zeit als „Digital Changemaker“?

Wir haben vor drei Wochen eine „Digital Changemaker“-Lokalgruppe an der Leuphana gegründet. Dort gibt es unterschiedliche Schwerpunkte, wie „Wollen wir, dass unsere Loginzeiten in Elearning-Plattformen gespeichert werden?“ oder „Wie kann es sein, dass es keine zentralen Anlaufstellen für digitale Lehrideen gibt?“ – das Themenspektrum ist also insgesamt recht breit. Dann werde ich noch als beratendes Mitglied in der Strategieberatung der Universität Bremen aktiv sein. Insoweit sind auch einige von uns lose assoziiert zu dem Thema, aber es gibt zurzeit keinen größeren organisierten Zusammenhang.

Und wie geht es für dich weiter?

Ich werde jetzt mein Auslandssemester in Utrecht abschließen, danach zurück an die Leuphana gehen und meine Master-Arbeit schreiben – und vermutlich auch promovieren. In meinen Studien in BWL und Umweltwissenschaften habe ich mich mit Digitalisierung zwar noch nicht ausführlicher befasst, aber werde wahrscheinlich trotzdem interessengetrieben weiter in diesem Bereich arbeiten.

Alexa Böckel studiert im Master Nachhaltigkeitswissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg.

Twitter: https://twitter.com/AlexaBockel.