Das Wintersemester 2020/21 wird zumindest teilweise digital stattfinden. Wie die Orientierungseinheit Physik & Nanowissenschaften die Erstsemester-Woche plant und mit welchen Schwierigkeiten sie rechnen, erzählen Niklas und Ronja von der OE Physik und Nanowissenschaften im Interview.
Ihr veranstaltet jährlich ein Programm für die Erstsemester. Wie wird dieses für das kommende Semester aussehen?
Niklas: Nach unserem jetzigen Stand wollen wir das Programm teilweise online und teilweise in Präsenz machen. Das heißt, dass das Ganze an einem Tag und, weil wir die Räume nicht haben, gestaffelt abläuft. Wir wollen alle in Gruppen von ca. 20 Personen aufteilen, um die Hörsäle in der Physik nutzen zu können und, damit sich die Erstsemester kennen lernen können. Das Ganze lässt sich aber auch leicht auf eine reine Onlineveranstaltung umstellen.
Ronja: Momentan existieren einige Richtlinien von der Uni, bei denen ich nicht weiß, ob sich diese noch ändern werden, aber wir haben uns erstmal bei der Gruppengröße an den aktuellen Zahlen orientiert. Dazu werden alle Veranstaltungen, die wir bisher in Präsenz geplant haben, soweit es möglich ist, aufgenommen und online zur Verfügung gestellt. Man muss also gar nicht in Präsenz erscheinen, aber kann trotzdem alle Infoveranstaltungen mitmachen – bis auf eine etwaige Gebäudeführung.
Mit welchen Schwierigkeiten rechnet ihr diesmal besonders?
Niklas: Wenn man in einem Online-Tool mit ca. 15-20 Leuten sitzt, scheint mir Partizipation wenig möglich. Alle sind weniger aktiv, viele haben wie in der normalen Lehrveranstaltung keine Webcam an und reden tendenziell wenig. Dazu wirkt es in dieser Atmosphäre einschüchternder, sich einzubringen, als wenn man zusammen sitzt, vorne Programm stattfindet und man sich gleichzeitig mit den Nachbarn unterhalten kann. Dennoch würden wir gern auch online bewirken, dass die Erstsemestler sich untereinander soweit es geht austauschen. Was wir dafür bisher als hilfreich einschätzen, ist der dreiwöchige sogenannte mathematische Vorkurs, in dem Schulinhalte und einiges darüber hinaus wiederholt wird, damit alle zu Beginn des Studiums auf dem gleichen Stand sind. Dort werden bereits kleinere Gruppen gebildet und die Studierenden kommen miteinander in Kontakt.
Ronja: Ich denke das größte Problem sind die sozialen Aspekte. Das haben wir auch im letzten Semester gesehen: Wir haben zwar alle Infoveranstaltungen umgesetzt, aber die kurzfristige Planung hat es nicht wirklich erlaubt, ein großes Sozialprogramm zu organisieren. Die Studierenden hatten zwar ihre Telegram-Gruppe organisiert, wo sie sich austauschen, aber das Soziale hat trotzdem spürbar gefehlt. Wir hoffen, dass wir dieses Mal mehr davon schaffen – zumal wir dieses Mal versuchen, dass sich die Studierenden zumindest einmal in Person sehen können, was im Sommersemester nicht möglich war, auch, damit sie später gut ihre Lerngruppen bilden können.
Wie lief die Erstsemesterwoche im letzten Sommersemester generell?
Niklas: Zehn Tage, bevor die Woche stattfand, haben wir die Information von der Uni erhalten, dass sie stattfinden soll. Davor waren wir davon ausgegangen, da dies immer gesagt wurde, dass sie gar nicht stattfinden würde und wir die Erstsemester aus dem Sommer im Winter mit unterbringen müssten. Glücklicherweise hatten wir uns vorher schon zusammengesetzt und überlegt wie wir das Ganze online umsetzen könnten und haben dann einen relativ minimalistischen Ablauf durchgezogen. Sachen wie eine Campus-Rally und andere Dinge, die man nur vor Ort machen kann, fielen dann weg. So gab es dann nur eher wissensbezogene Veranstaltungen wie ein Professor oder eine Professorin die Physik wahrnimmt, da man diese relativ kurzfristig mittels eines Streams machen konnte. Mittlerweile haben wir uns nach einem Austausch mit anderen Unis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz über unsere Physik-Bundesfachschaftentagung Ideen abgeschaut wie eine Online-Kneipentour und andere Sachen.
Würdet Ihr sagen, etwas, was Ihr dort gemacht hab, hat besonders gut oder besonders schlecht funktioniert?
Niklas: Neben dem schon Gesagten, hatten wir beispielsweise angeboten, einen Online-Spieleabend zu machen, wo die Beteiligung nicht sonderlich hoch war: Von den 40 Leuten, die im Sommersemester angefangen haben, sind bei dem Spieleabend am Ende zehn gewesen – und 20 Tutorinnen und Tutoren.
Ronja: Dazu muss man sagen, dass wir bei den Spieleabenden selber noch keine Erfahrungen mit einer digitalen Umsetzung der Erstsemesterwoche hatten. Wir haben an der Uni so eine schöne Karten- und Brettspielsammlung, die wir in der Situation erst mal nicht einsetzen konnten und haben überlegt, was es in diesem Bereich online für Möglichkeiten gibt und uns kurzfristig einige Spiele ausgedacht. Aber für so etwas braucht man definitiv mehr Zeit, um sich Gedanken machen und die Sachen testen zu können. Inzwischen haben wir unsere Spielabende durch wiederholte Durchführungen seitens des Fachschaftsrates, wo wir verschiedene Spiele mit Gästen getestet haben, verbessert und wollen das im neuen Semester weiter anbieten.
Wie tauscht Ihr Euch mit den Studierenden aus?
Niklas: Zu Beginn versendet das Studienbüro Mails an die Erstsemester, in der diese die Zugangsdaten für die Einführungsveranstaltung erhalten. Dazu haben wir eine Seite auf der Online-Lernplattform Moodle für die Studierenden erstellt, auf der wir alle wichtigen Infos und Videos hinterlegen. Für allen weiteren Austausch haben wir eine Telegram-Gruppe erstellt, die uns als sehr passend erscheint.
Ronja: Besonders gut an der von uns erstellten Seite ist, dass viele Lehrenden die gleiche Lernplattform für ihre Veranstaltungen nutzen und die Studierenden sie deshalb eh nutzen. Dort gibt es dann verschiedene Plugins, Foren, Implementierungsmöglichkeiten zur Abgabe von Aufgaben und wir haben es eben genutzt, um unsere Informationen und aufgenommenen Vorträge hochzuladen, sodass sich alle diese nochmal in Ruhe, oder, wenn sie nicht da waren, anschauen können.
Wie könnte Euch die Uni Euch bei dem kommenden Erstsemesterprogramm noch besser unterstützen?
Niklas: Wir sind im sehr engen Austausch mit dem Fachbereich, der Fachbereichsleitung sowie dem Studienbüro. Dazu sind wir relativ autonom, was das Erstsemesterprogramm angeht. Mit dem Online-Videochat-Tool „Big Blue Button“ haben wir in der Physik auch eine recht gute Plattform dafür. Was nützlich wäre, wären mehr Räume, die die Uni uns zur Verfügung stellt, aber die kann ja auch nicht aus dem Nichts zaubern.
Für Rückfragen und Anregungen könnt ihr uns gerne eine Mail schicken: oe at physnet.uni-hamburg.de
Das Interview führte Eric Recke.